Tomate "Cherokee Purple"

 

Craig LeHoullier, ein bekannter Autor von Gartenbüchern, besitzt mit über 3000 verschiedenen Tomatensorten eine der größten privaten Tomatensammlungen in den USA. 1990 schickte ihm ein Mann aus Tennessee Saatgut von einer Tomate, die über 100 Jahre in Familienbesitz gewesen sein soll und der Überlieferung zufolge im 19. Jahrhundert von den Cherokee-Indianern angebaut wurde.

 

Natürlich ist der Wahrheitsgehalt solcher Geschichten immer schwer zu überprüfen, aber ein Museum für Gartengeschichte bestätigte die hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Sorte wegen ihrer besonderen Resistenzeigenschaften aus dem feuchten Gebiet des Tennessee River Valley stammen könnte, wo der Indianerstamm damals siedelte.

Die Cherokees waren ursprünglich das größte Indianervolk an der Ostküste der USA, deren Bestand von eingeschleppten europäischen Krankheiten wie den Pocken oder Masern bereits im 16. Jahrhundert stark dezimiert wurde. Trotzdem gab es über mehrere Jahrhunderte hinweg eine friedliche Nachbarschaft mit den europäischen Siedlern und die Cherokee-Indianer passten sich der neuen Kultur sehr gut an.

 

Erst als im Laufe des 19. Jahrhunderts die Industrialisierung mit ihrem riesigen Rohstoff- und Flächenbedarf voranschritt, beanspruchten die weißen Siedler auch das fruchtbare Indianerland des Tennessee River Valley. 1830 wurde schließlich ein Gesetz geschaffen, das die zwanghafte Umsiedlung der verbliebenen Indianerstämme in weit westlich gelegene Territorien legalisierte und mit dessen Umsetzung bereits 1831 begonnen wurde.

Doch die Cherokees weigerten sich ihre Heimat freiwillig zu verlassen und so wurden 1838 über 13.000 Menschen vom US-Militär zusammengetrieben und in eigens dafür eingerichtete Lager gesperrt. In mehreren Treks wurden sie bald darauf über eine Entfernung von mehr als 2000km unter widrigsten Bedingungen deportiert. Etwa sechs Monate dauerte ein Fußmarsch in die zugewiesenen Gebiete des späteren Oklahoma und über ein Viertel der Menschen kam dabei ums Leben. "Pfad der Tränen" wurde der zurückgelegte Weg von den Cherokee-Indianern später genannt und ging als Tiefpunkt in die Geschichte der amerikanischen Ureinwohner ein, der das Schicksal der Cherokees und anderer Indianerstämme bis heute prägt.