Römersalat "Trianon"

 

Bei den Tieren gibt es das rot-weiss-rot gestreifte "Husumer Protestschwein", mit dessen Züchtung die dänische Minderheit in Schleswig Ende des 19. Jahrhunderts angeblich gegen ein Verbot ihrer dänischen Nationalflagge demonstrieren wollte. Aber auch Pflanzen scheinen von politischer Instrumentalisierung nicht verschont zu bleiben, wie die Geschichte des Römersalates "Trianon" vermuten lässt.

 

In den Sortenlisten der 1920er Jahre ist dieser aus dem 19. Jahrhundert stammende französische Salat noch unter dem Namen "Gelber Pariser" zu finden. In den 30er Jahren kam es dann seltsamerweise zu einer Umbenennung und man verwendete in Deutschland seitdem nur noch den Namen "Trianon".

 

Höchstwahrscheinlich steckte eine politische Motivation dahinter. "Grand Trianon" ist nämlich der Name eines Versailler Schlosses in dem 1920 der sogenannte "Friedensvertrag von Trianon" abgeschlossen wurde. Im Saal des "Grand Trianon" wurde der Nachlass der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie geregelt, die im ersten Weltkrieg gemeinsam mit dem deutschen Kaiserreich untergegangen war.

 

Ähnlich wie der Versailler Vertrag war der Vertrag von Trianon in den Augen der nationalkonservativen und nationalsozialistischen Deutschen ein sogenannter "Schandvertrag", der eine Demütigung der deutschen Kriegsverbündeten bedeutete. Der Name "Trianon" war deshalb im Deutschland der 20er und 30er Jahre auch eine politische Kampfansage gegen die Alliierten, vor allen gegen Frankreich. Im Geschichtsbewusstsein der Deutschen ist allerdings hauptsächlich der Versailler Vertrag im Gedächtnis geblieben, weil dieser sich mit den deutschen Gebieten befasste und die deutsche Kriegsschuld festhielt.

 

Während Österreich im Vertrag von Trianon relativ glimpflich davonkam, traf er die ungarische Monarchie umso härter. Ungarn musste viele seiner Gebiete, die aus ethnischer Sicht überwiegend von ungarischer Bevölkerung bewohnt waren, an seine Nachbarländer wie z.B. Rumänien abtreten. Diese, aus Sicht vieler nationalgesinnter Ungarn äußerst ungerechte Festlegung, hat bis heute Bestand und ist nicht zuletzt auch ein Grund für die europakritische Politik der aktuellen ungarischen Regierung, die mit der Idee eines wiedervereinten Großungarns liebäugelt. 

 

Als im Sommer 1914 Europa und die Welt in einen weitestgehend ungewollten Krieg schlitterte, konnte noch niemand ahnen, welch weitreichende und tiefgreifende Folgen diese erste Augustwoche nach sich ziehen würde. Nicht wenige Konflikte heutiger Kriegs- und Krisenregionen, wie z.B. im Nahen Osten oder auf dem Balkan, haben ihren Ursprung im ersten Weltkrieg und werden noch für lange Zeit ungelöst bleiben.