Teltower Rübchen

 

Das "Teltower Rübchen" wird seit ca. 300 Jahren in dem vor den Toren Berlins gelegenen Städtchen Teltow angebaut. Die Einführung dieser Sorte fällt etwa in die Zeit Friedrichs des Großen. Der Anbau der Rübchen sollte ursprünglich den kargen Sandboden rund um Berlin für die Viehhaltung nutzbar machen. Bald stellte man jedoch fest, dass die kleinen Rüben in der Erde rund um Teltow ein ganz besonderes Aroma entwickelten. Auf dem Speiseplan der Berliner waren die Rübchen bald nicht mehr wegzudenken, aber auch in den europäischen Metropolen galten sie schnell als Delikatesse und sogar der französische Hof ließ sie importieren.

 

Der Triumph dieses regionalen Exportschlagers ging noch weiter bis in die 1930er Jahre hinein. Spätestens nach dem 2. Weltkrieg begannen jedoch die Maschinen die Felder zu dominieren und diese waren für die Ernte dieser kleinen, zierlichen Gewächse gänzlich ungeeignet. Im Zuge der großflächigen LPG-Bewirtschaftung verschwand das "Teltower Rübchen" von den Feldern der DDR, geriet in Vergessenheit oder wurde bestenfalls noch von ein paar örtlichen Privatgärtnern angebaut.

 

Nach der Wende entdeckte man das Rübchen wieder als Identität stiftendes Regionalerzeugnis und heute bekennt sich jeder Teltower wieder mit Stolz dazu, ein Einwohner der "Rübchenstadt" zu sein. Sogar ein Förderverein hat sich 1998 zu dem Zweck gegründet, das Rübchen zu erhalten, wieder einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen und die Markenrechte als Regionalprodukt zu schützen. 2008 wurde das "Teltower Rübchen" schließlich in die Arche des Geschmacks aufgenommen, ein internationales Projekt der Organisation Slow Food.

 

Ein großer Fan des "Teltower Rübchens" war auch Johann Wolfgang von Goethe. Einen guten Freund aus Berlin erinnerte er in seinen Briefen regelmäßig daran, bloß nicht die "Teltower Rübchen" bei dessen Reisen nach Weimar zu vergessen.